In seiner Malerei zeigt Dino Kretner bisher Portraits mit makellosem Teint.
Frei von Spuren des Alterns, strahlen sie jugendliche Frische aus.
Sie sind Sinnbilder der Jugend.
Selbst mit dem Medium Fotografie gelingt es Dino Kretner, diese Symbolhaftigkeit zu vermitteln.
Dino Kretner interessiert sich jedoch für alle Facetten der ästhetischen Physiognomie des
Menschen.
Bereits Albrecht Dürer führte zahlreiche Proportionsstudien durch, um mit Zirkel und Richtscheidt menschliche Harmonie und Schönheit zu vermessen.
Er erarbeitete 1528 einen "Kanon des Menschen", eine standardisierte Methode zur Darstellung
der menschlichen Figur.
Dieser Kanon sollte es Künstlern ermöglichen, das menschliche Antlitz und den gesamten
menschlichen Körper in harmonischen Proportionen zu zeichnen.
Am Schluss dieser zahlreichen Vermessungen gelangte Dürer jedoch zu folgender Erkenntnis:
„Waß aber dy schonheit sey, daz weis jich nit“
Dürer erkannte, dass die Schönheit und Ästhetik in jedem Menschen zu finden sei.
Dino Kretner kann diese Erkenntnis von Albrecht Dürer nachempfinden.
Entsprechend tauchen jetzt in seinen fotografischen Arbeiten nicht mehr ausschließlich
jugendliche Portraits auf, sondern Gesichter, die gezeichnet sind vom Leben.
Gezeichnet von Traumata, Alter und Verfall, von psychischem und physischem Leid. Von der
Vergänglichkeit der Schönheit. Aber auch von Lebensfreude und Glück.
In ihnen ist jeweils ein eigenes Narrativ universeller menschlicher Erfahrungen eingeschrieben.
Kretners Fotografien zeigen Menschen in ihrer Schönheit, Verletzlichkeit, ihrem Stolz und Anmut
und schaffen damit eine kraftvolle Nähe zum Betrachter.